• Was versteht man unter einem Leistenbruch/einer Leistenhernie?

    Ein Leistenbruch, auch Leistenhernie genannt (lat. Hernia inguinalis) ist ein Bauchwandbruch im Bereich der Leiste. Hier bildet die Bauchwand aus der Bauchwandmuskulatur und den Muskelhäuten (Faszien) einen Kanal der aus dem Bauchraum quer durch die Bauchwand nach vorne verläuft. Durch diesen Kanal läuft beim Mann der Samenstrang, bei der Frau das Halteband der Gebärmutter.

    Kommt es zu einer Schwächung der Strukturen in diesem Bereich resultiert ein Leistenbruch. Zusätzliche auslösende Faktoren sind ein erhöhter Bauchinnendruck, ausgelöst durch erhöhtes Körpergewicht, Husten, Niesen oder Pressen.

    Am häufigsten betroffen sind Männer im Verhältnis 9:1 zu Frauen.

  • Wie wird ein Leistenbruch/eine Leistenhernie diagnostiziert?

    Häufig fällt ein Leistenbruch dem Patienten durch eine Schwellung im Bereich der Leiste auf. Diese kann jedoch fehlen und der Bruch macht sich nur durch Schmerzen bemerkbar.
    Durch eine klinische Untersuchung kann ein Bruch häufig direkt festgestellt werden, sollte dies nicht eindeutig gelingen wird regelhaft eine dynamische Ultraschalluntersuchung durchgeführt. Hierbei kann mit hoher Sicherheit ein Bruch nachgewiesen werden. Eine MRT wird in der Regel nur zum Ausschluss einer anderen Ursache benötigt.

  • Muss ein Leistenbruch operiert werden?

    Wie bei jedem Bauchwandbruch, besteht auch bei der Leistenhernie die Gefahr, dass sich durch eine plötzliche Druckerhöhung (z.B. Husten oder Niesen) im Bauchraum Eingeweide im Bruch einklemmen und durch eine Durchblutungsstörung Schaden erleiden. Dies stellt einen ernsthaften Notfall dar und muss sofort behandelt werden!

    Um diese Situation schon im Vorfeld zu vermeiden sollte jeder Bruch operiert werden. Ausnahmen stellen lediglich die kleinen flachen Brüche bei jungen Männern dar, hier ist in Ausnahmefällen ein abwartendes Vorgehen unter regelmäßiger sonographischer Kontrolle gerechtfertigt.

    Zur Behandlung der Bauchwandbrüche stehen heutzutage viele operative Möglichkeiten zur Verfügung. Gemeinsam ist allen Verfahren das Ziel, eine stabile Bauchwand zu erreichen. Ob hier herkömmliche Nahtverfahren oder das Einbringen eines bleibenden Kunststoffnetzes erforderlich ist, muss individuell für jeden Patienten entschieden werden.

  • Welche Operationsverfahren gibt es?

    Individuell an die Bedürfnisse eines jeden Patienten wird das Operationsverfahren gewählt. Verfahren ohne Kunststoffnetz kommen in der Regel nur für Heranwachsende in Frage, bei diesen Verfahren ist die Wiederauftretenswahrscheinlichkeit (Rezidive) minimal höher im Vergleich zu den Netzverfahren. In unserem Zentrum verwenden wir das herkömmliche Verfahren nach Shouldice, sowie ein modernes Konzept der Spannungsfreien Versorgung mit Eigengewebe nach Desarda. Beiden Verfahren ist ein Hautschnitt in der betroffenen Leistenregion. In der Regel werden diese Eingriffe ambulant erbracht.

    Durch Einführen moderner Kunststoffnetze und moderner endoskopischer („Schlüsselloch“) Operationsverfahren konnte die Wiederauftretenswahrscheinlichkeit weiter gesenkt werden. Da diese Verfahren mehrere Vorteile gegenüber den „Schnittverfahren“ haben, wird von den Fachgesellschaften ein endoskopisches Vorgehen bei der Erstoperation empfohlen. Wir bieten sämtliche endoskopische Verfahren an. Diese Eingriffe werden in der Regel kurzstationär erbracht. In seltenen Fällen können diese nicht angewendet werden und es wird eine herkömmliche Versorgung erforderlich. Diese Fälle können nach Voroperationen im Bauchraum oder bei wieder aufgetretenen Brüchen vorliegen.

  • Was ist nach der Operation zu beachten?

    Direkt nach der Operation und abklingen der Narkose kann unter Aufsicht mit der Mobilisation begonnen werden. Auch die Nahrungsaufnahme und Trinken sind zeitnah möglich.

    Postoperative Schmerzen sind im Normalfall gering und sprechen sehr gut auf herkömmliche Schmerzmittel an. Bei stärkeren Schmerzen werden diese über einen Tropf verabreicht.

    Häufig ist eine Entlassung aus der kurzstationären Behandlung bereits am Folgetag nach der Operation möglich.

    Duschen ist nach 3 Tagen möglich, das Schutzpflaster sollte nach dem Duschen erneuert werden. Baden ist in den ersten 10 Tagen nicht zu empfehlen.

    In den ersten 14 Tagen nach dem Eingriff ist eine körperliche Schonung erforderlich. Kleinere Aktivitäten, wie Spazierengehen und eine Kleinigkeit Einkaufen sind jedoch erlaubt. Nach 14 Tagen können diese Aktivitäten schrittweise bis zur Belastungsgrenze erhöht werden, diese ist individuell unterschiedlich und dort erreicht, wo Beschwerden auftreten, eine besondere Gewichtsgrenze gibt es nicht.

    Das Auftreten eines Blutergusses kann nicht immer verhindert werden. Diese sind im Normalfall harmlos und lösen sich innerhalb der ersten 6 Wochen nach der Operation selbstständig auf. Ein Taubheitsgefühl im Operationsgebiet kann auftreten, auch diese sind regelhaft rückläufig und harmlos.

    Sollte es nach der Operation zu Beschwerden oder Fragen kommen, scheuen Sie sich nicht uns aufzusuchen und anzusprechen. Eine ärztliche Kontrolle ist regelhaft in der ersten Woche nach der Operation geplant, weitere Kontrollen werden individuell geplant.